V. DER FRIEDE
Der spanisch-niederländische Friede brachte der niederländischen Republik die völkerrechtliche Souveränität. Ihr Kolonialreich blieb unangetastet, und die benachteiligte Rechtsstellung der Katholiken in der Republik konnte von Spanien nicht verbessert werden. Das kaiserlich-französische Friedensinstrument beKatalogete neben den Friedenspräliminarien vor allem die "französische Territorialsatisfaktion": Einige Gebiete und Festungen sowie ein Bündel von verschiedenen Rechten in Lothringen und dem Elsaß gingen vom Reich an den französischen König über. Frankreich wurde Garantiemacht des Friedens und erhielt ein Interventionsrecht, wenn es künftig im Reich wieder zu Konflikten käme. Des weiteren wurde über italienische Territorien und Festungen entscheiden, die Souveränität der Schweizer Eidgenossenschaft anerkannt und vor allem die Amnestie für alle während des Krieges begangenen Untaten vereinbart.
Der Westfälische Friede war ein politischer Kompromiß, der eine anerkannte Rechtsordnung begründete, vor allem hinsichtlich formaler Bestimmungen wie dauerhafter Geltung in der christlichen Welt, Garantie, Amnestie und Antiprotestklausel. Wer wie der Papst auf kirchenrechtlich begründbaren Ansprüchen von vermeintlich ewiger Gültigkeit beharrte, schloß sich aus dem internationalen Zusammenspiel aus.
Das Bewußtsein für die Bedeutung des Kongresses äußert sich in den Bildnissen der Gesandten von Anselm van Hulle und Gerard ter Borch. Bereits während der Verhandlungen begann die Publikation von Stichserien mit den Gesandtenbildnissen. Sie richteten sich nicht mehr nur an die Herrscher und Heerführer, sondern auch an die Gesandten und Vermittler, die den Frieden ausgehandelt hatten. Die Städte Münster und Osnabrück zelebrierten ein ewiges Friedensgedächtnis, indem sie eine Galerie von Gesandtenbildnissen in ihren Rathäusern anbrachten. Ter Borchs Gemälde, auch als Radierung veröffentlicht, feiert die Beeidigung des spanisch-niederländischen Friedens im Münsteraner Rathaus und prägte damit zugleich das Bild späterer Friedenskongresse.
In allegorischen Flugblättern, auf Münzen und Medaillen finden sich zentrale Motive für die Deutung des Westfälischen Friedens. Fama, der Götterbote Merkur und der Postreiter als Figuren der Medien verkünden die Nachricht vom Frieden. Die neue politische Ordnung erscheint als einträchtige Verbindung des Kaisers mit Königin Christina von Schweden, König Ludwig XIV. von Frankreich und den acht Kurfürsten. War der Krieg als Strafe Gottes gedeutet worden, so erscheint nun der Friede als göttliches Gnadengeschenk: Pax kommt vom Himmel, die Taube bringt den Ölzweig, und als biblisches Zeichen des erneuerten Bundes nach der Sintflut wölbt sich der Regenbogen über die Erde.
Die Friedensfeiern zeigen vom obrigkeitlich geregelten Dankgebet über höfische Feste bis zu öffentlichen Inszenierungen ein weites Spektrum der Festkultur. Aus rechtlichen Gründen war es erforderlich, daß die Friedensschlüsse der Öffentlichkeit mitgeteilt wurden. Schon für die Verkündigung des spanisch-niederländischen Friedens im Juni 1648 wurden Schaugerüste vor Rathäusern errichtet. In Amsterdam zeigten Schauspiele die Überwindung des Krieges und den Gewinn der Freiheit. In zahlreichen Friedensfeiern bekunden die Stadtbewohner ihre Erleichterung über das Ende der Schrecknisse und die Hoffnung auf wirtschaftliche Prosperität.
J. A. / HM. K.